Samstag, 27. Mai 2006

Medienjournalisten ohne festen Stand

Medienjournalismus findet in den Printmedien statt und dort oftmals undurchsichtig für den Leser. Der Markt ist klein, neben den Fachmedien enthalten vor allem überregionale Tages- und Wochenzeitungen Informationen über das deutsche Mediengeschehen. Als Übungs- und Tummelplatz von Volontären und Pensionären hat der Medienjournalismus in den Redaktionen noch keinen festen Platz. Es scheint fast so, als ob die Leser, Fernsehzuschauer und Radiohörer das Angebot zwar möglichst umfangreich konsumieren sollen, sich jedoch keine Gedanken darüber machen sollen wie diese Medienvielfalt überhaupt zustande kommt. Medienpolitik, Produktions- und Distributionsverhältnisse sind die Sache von den Medienschaffenden und nicht derer, die am Ende doch davon profitieren sollen.

Ganz so schwarz ist die Realität dann aber doch nicht. Seit den 90er Jahren hat sich der Medienjournalismus in Deutschland inhaltlich und funktional ausdifferenziert. Während es früher hauptsächlich um Kunstkritik ging, beschäftigen sich die Medienseiten heute zunehmend mit Themen, die nicht nur direkt das TV Programm betreffen. Es wird hinter die Kulissen des Mediengeflechts geschaut und auch Themen wie Medienrecht und Ethik tauchen immer wieder auf.

Differenzierung des Medienjournalismus

Während Medienjournalismus vor allem im Fernsehen ein ungeliebtes Stiefkind ist und ihm im öffentlich-rechtlichen Radioprogramm doch immerhin einige Magazine gewidmet werden, hat sich im Bereich der Printmedien doch einiges getan: neben den Fachjournalen wie Journalist oder Medium Magazin werden auch in den Tageszeitungen Medienthemen behandelt. Medienpolitik taucht dabei vor allem in den überregionalen Publikationen auf während auf regionaler Ebene klassisch das Fernsehprogramm mit TV-Kritik enthalten ist. Der Schwerpunkt liegt dabei vor allem auf Service und Unterhaltung. Boulevardzeitungen und die Programmpresse richten ihre Aufmerksamkeit hauptsächlich auf den People- und Entertainment-Journalismus. Im Mittelpunkt stehen dabeir Medienpersönlichkeiten und andere Persönlichkeiten, die durch die Medien bekannt geworden sind.

Institutionalisierung in den Printredaktionen

Schaut man in den Redaktionsalltag, sucht man oft vergebens nach der Medienredaktion. Medienjournalisten grenzen sich bisher auf keine besondere Weise von ihren Kollegen ab. Daher fällt die Medienberichterstattung auch oft in den Aufgabenbereich der Fernseh- oder Kulturredaktionen.
Die integrative Berichterstattung über Medien versucht die Medieninhalte und Bedingungen der Medienproduktion in einen gemeinsamen Zusammenhang zu bringen. Zu diesem Zweck werden sämtliche Medienthemen auf einer Seite oder in einem Ressort behandelt.
Eine andere Möglichkeit besteht darin Medienthemen je nach Zugehörigkeit in andere Ressorts, wie zum Beispiel Wirtschaft oder Politik, einzuordnen.
Insgesamt kann man folgende Formen des Medienjournalismus in deutschen Publikationen finden. Zuerst einmal die klassische Fernsehkritik, hierbei geht es vor allem um die Kommentierung des aktuellen Fernsehprogramms. Tiefer in das Mediengeschehen tauchen recherchierende Medienjournalisten ein, sie kommentieren nicht nur das Offensichtliche, sondern setzten sich auch mit den Verhältnissen hinter den Fernsehkameras auseinander. Sie hinterfragen die Produktionsbedingungen und versuchen die Verflechtungen im Mediennetzwerk offen zu legen.

Gefangen im Mediendschungel

Doch genau hier liegen auch die Probleme des Medienjournalismus: die Journalisten sind selbst gefangen im Mediennetzwerk. Einerseits wollen sie Interessenskonflikte mit dem eigenen Verlag und seinen Partnern vermeiden, andererseits wollen sie aber auch den Ansprüchen an die Medienkritik und –berichterstattung gerecht werden. Die Gefahr dabei ist, dass aus Rücksichtnahme plötzlich eine Schweigekartell entsteht oder ,im anderen Fall, regelrechte Kriege zwischen Chefredakteuren entstehen. Am Ende bleibt jedoch immer der Leser auf der Strecke, denn er kennt die Eigeninteressen der Verlage und Redakteure nicht und versteht daher oftmals die Zusammenhänge von Artikeln nicht mehr und ist daher nach der Lektüre eher verwirrt als informiert.

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